Über uns

Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein.

– Ralph Waldo Emerson

Gründung im Jahr 1865

Im Jahr 1865 gründeten mehrere „Militärabschieder“, darunter einige Radetzkyveteranen, den Militärveteranenverein St. Radegund, der damit zu den sechs ältesten Veteranenvereinen der Steiermark zählt und das Gebiet der heutigen Pfarre St. Radegund umfasste. Bereits in seinen Anfangsjahren befasste sich der Verein, wie die vorhandenen Aufzeichnungen beweisen, mit der Ausrichtung von Messen für verstorbene Mitglieder, der Beteiligung an kirchlichen Festen, der Ausrichtung von Feiern zu besonderen Festterminen des Herrscherhauses wie „Kaisers Geburtstag“ am 18. August jeden Jahres, aber auch mit der Unterstützung sozial schwacher oder erkrankter Kameraden. Auch eine erste Vereinsfahne wurde noch 1865 angeschafft, ein Schussmeister wird erstmals 1902, eine einheitliche Uniformierung im Jahr 1903 erwähnt.

Neue Statuten 1883 - die letzten Jahrzehnte der Monarchie

Im Jahr 1883 bettete sich der St. Radegunder Verein durch die Annahme der offiziellen Statuten in die bis dahin gewachsene Struktur der mittlerweile 100 steirischen Veteranenvereine ein und wurde offiziell später als 101. Verein des 1880 gegründeten steirischen Landesverbandes geführt.

Im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde begann der Veteranenverein im Fasching 1898 eine wichtige Rolle spielen, als das erste „Kränzchen“ abgehalten wurde, aus dem sich die bis heute beliebten und bestens besuchten ÖKB-Bälle entwickelten.

Grüße aus St. Radegund anno 1898
Bei der Musterung 1914 (Ableitner Leopold, Stessl Johann

1918-1933: Die Jahre der Ersten Republik

Das Jahr 1918 brachte mit dem verlorenen Ersten Weltkrieg und der Ausrufung der Republik auch für den St. Radegunder Militärveteranenverein eine Neuorientierung mit sich. 1919 bildete sich eine eigene „Heimkehrerkompanie“, die mit den ehemaligen „Veteranen“ zusammen arbeitete, die sich 1919 neu formiert hatten. Die Bezeichnung „Veteranenverein“ wurde in der Folge durch den Begriff „Heimkehrer“ ersetzt, und erstmals nachgewiesen suchte man sich nun einen „Protektor“, den man im reichen Grazer Kinobesitzer Karl Löffler fand, der in St. Radegund drei Villen sein Eigen nannte. Auch die Tradition der Kameradschaftsbälle wurde rasch wieder aufgenommen.

Noch am 7. November 1920 gelang es dem Verein, das erste Kriegerdenkmal bei der St. Radegunder Pfarrkirche einzuweihen, wozu man auch den Landeshauptmann empfangen konnte. Die sozialen Unterstützungen für bedürftige Kameraden wurden, auch mit finanzieller Hilfe des Protektors, in den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg verstärkt, und gleichzeitig damit begonnen, gute Beziehungen mit benachbarten Vereinen zu pflegen. Eine bedeutende Rolle spielte auch nach 1920 die Teilnahme an den verschiedensten kirchlichen Feiern im Pfarrgebiet.

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Jahre gelang es 1925, eine neue Vereinsfahne anzuschaffen, wobei am Tag der Fahnenweihe, dem 12. Juli, 760 erschienene Kameraden und vier Musikkapellen gezählt wurden. Im Jahr darauf, am 25. April 1926, verschied Protektor Löffler. Auf ihn folgte, nach einem kurzen Zwischenspiel, 1927 der damalige Landeshauptmann der Steiermark, DI Hans Paul.

Der höchst aktive St. Radegunder Kameradschaftsverein wurde 1927 zur Triebfeder der Gründung eines eigenen „Kameradschaftsbezirkes“, der die direkt umliegenden Ortsverbände im Schöcklland zusammenschloss und seinen Sitz in St. Radegund erhielt. Weiters wurde, wegweisend auch für die Einstellung späterer Vereinsgenerationen, im selben Jahr die Aufstellung einer eigenen Kameradschafts-Jugendorganisation, der „Jungschützen“, in die Wege geleitet, um den notwendigen Nachwuchs zu sichern. Die 84 Mitglieder des Jungschützenbundes bildeten noch im selben Jahr einen eigenen Chor.

Das Forsthaus am Schöckl um 1930
Pfarrcafe St. Radegund um 1930

1933-1945: Die Kameraden unter Ständestaat und Hitlerdiktatur

Die gesamte politische Entwicklung, die Österreich während der 30er Jahre nahm, spiegelt sich auch im St. Radegunder Kameradschaftsverein wieder. Die Jungschützen gingen 1928 im „Heimatschutz“ auf, nach der Errichtung des Ständestaates ließ sich der Kameradschaftsverein anstandslos in den „Vaterländischen Kameradschaftsbund“ und die „Front Österreichischer Soldaten“ eingliedern.

Mit dem Anschluss an Hitlerdeutschland wurde der Verein zum NS. Reichskriegerbund, und gleichzeitig der „Reichskriegerkameradschaft Kyffhäuser“ eingegliedert. Die Beteiligung an Kirchlichen Feien wurde dem Reichskriegerbund noch 1938 untersagt, die alte Traditionsfahne nach Graz abgeliefert und durch eine neue Kyffhäuserfahne ersetzt.

Der Kyffhäuserbund wurde, als Sammelbecken „politisch unzuverlässig“ eingestufter Personen und mit seinen 42.000 örtlichen Kameradschaften und 4,5 Millionen Mitgliedern als ernstzunehmende Gefahr für das NSDAP.-Regime nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad 1943 „gleichgeschaltet“. Das Verbandsvermögen wurde ohne Liquidation eingezogen, alle Organisationsstrukturen bis zur Kreisebene sistiert und die bestehen verbleibenden Ortsorganisationen wurden den Hoheitsträgern der NSDAP direkt unterstellt. Dieser zwangsweise der NSDAP unterstellte Rest des Bundes wurde mit dem Ende des Dritten Reiches im Jahr 1945 endgültig verboten.

St. Radegund um 1937

Neubeginn als Unterstützungs- und Wohltätigkeitsverein

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man nur als „Unterstützungs- und Wohltätigkeitsverein“ sowie als „Heimkehrer- Hilfs- und Betreuungsstelle“ wieder eingeschränkte Aktivitäten entfalten. Erst am 12. Februar 1950 gelang es, für den „Wohltätigkeits- und Unterstützungsverein St. Radegund“ wieder die behördliche Genehmigung zu erwirken. Wenig später wurde im Seirers Gasthaus „Edelweiß“ die erste wieder protokollierte Generalversammlung abgehalten.

Noch im selben Jahr konnte man die Rückgabe der Traditionsfahne aus dem Jahr 1925 zu erwirken, neue Mitglieder wurden geworben und der erste „Heimkehrerball“ organisiert. Die Tradition, erwirtschaftet Gelder auch bedürftigen Nicht-Vereinsmitgliedern zukommen zu lassen beziehungsweise für die Allgemeinheit einzusetzen wurde ebenfalls 1950 begonnen. Auch die Pflege der guten Kontakte zu Nachbarvereinen setzte nun wieder voll ein. 1953 verzeichnete der aktive Kameradschaftsbund St. Radegund, wie sich der Verein nunmehr nennen durfte, bereits 216 Mitglieder.

Der ÖKB-Ortsverband St. Radegund von 1953 bis heute

Eine der ersten bedeutenden Aktivitäten war die Errichtung des neuen Kriegerdenkmales bei der Pfarkirche durch den aus St. Radegund stammenden, kriegsversehrten Künstler Johann Pacher. KriegerdenkmalDas Denkmal, errichtet mit finanzieller Hilfe zahlreicher Vereine der Pfarre sowie der Pfarrbevölkerung, konnte am 5. September 1954 eingeweiht werden, wozu 1.183 Kameraden aus 25 Ortsverbänden und insgesamt über 5.000 Gäste erschienen. Das 1954 vom Ortsverband angeregte, 41 Meter hohe „Landesmahnmal“ am Schöckl in Form eines Kreuzes wurde hingegen nicht verwirklicht. Dafür wurde unter Obmann Peter Felberbauer im Rahmen der Neuanschaffung des Kirchengeläutes die Mittlere Glocke mit 284 Kg, auf den Ton c gestimmt, als „Heldenglocke“ von den Kameraden gestiftet. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Institution der beliebten Ausflüge des ÖKB St. Radegund.

Spätheimkehrer Heribert Worsch wird 1953 in St. Radegund empfangen
Kriegerdenkmal

Eine wichtige Entscheidung fiel im Jänner 1962: Man beschloss, alle aus B-Gendarmerie und Bundesheer entlassenen Soldaten im Pfarrgebiet zu erfassen und einen von ihnen in den Vereinsausschuss zu wählen. Dieses Engagement führte dazu, dass bereits 1964 mehrere junge Kameraden dem Ortsverband neu beitraten. Diese Öffnung der Jugend gegenüber wurde nunmehr im Ortsverband zur bis heute gepflogenen, guten Tradition, die entsprechend positive Früchte trug und trägt. Auch aus den politischen Wirren, die während der 60er Jahre den ÖKB erfassten, hielt sich der Ortsverband St. Radegund heraus und verbot seinen Mitgliedern unter anderem 1965 das Tragen von Kriegsauszeichnungen, auf denen das Hakenkreuz abgebildet war.

Kriegerdenkmal

Die bereits guten Beziehungen zu den anderen Vereinen des Pfarrgebietes, die sich durch die Mithilfe bei der Kriegerdenkmalerrichtung gefestigt hatten, wurden unter dem neuen Obmann Ing. Robert Abeska ab dem Jahr 1965 sowie unter Obmann Karl Zierler dem Älteren, 1970- 1973 und 1977.1986, weiter ausgebaut. Dazu kam ab dem Jahr 1976 die Initiative Sepp Schöberls, neue Jungkameraden anzuwerben. Bei der Jahreshauptversammlung 1977 konnte er bereits den Beitritt von 13 neuen Kameraden melden, der Ortsverband umfasste in diesem Jahr 163 Mitglieder, von denen 63 dem Reservistenstand angehörten und 100 den Ersten und/oder Zweiten Weltkrieg mitgemacht hatten. Schöberl war nach 1970 auch der erste Kamerad, der als Bezirksobmann-Stellvertreter eine hohe Funktion im Bezirk bekleidete, und auch diese Radegunder Tradition riss bis heute nicht ab, zuletzt von Kameraden Siegfried Sauseng als Bezirkskommandant und Bezirksobmann-Stellvertreter hochgehalten.

Pacher

Der erste Kameradschaftsball im Kursaal fand übrigens am 10. Februar 1979 statt, und seitdem blieb dieser traditionsreiche Veranstaltungsraum immer die von der Bevölkerung geschätzte und bestens angenommene Balllokalität.

Besonderes Ereignis im Vereinsgeschehen der folgenden Jahre waren die Renovierung des Kriegerdenkmales im Jahr 1982, maßgeblich durch einen Flohmarkt finanziert. Gleichzeitig stieg die Zahl der Kameraden weiter an, 1983 wurden 188 verzeichnet, 1987 bereits 203, und die Mitgliederzahlen stiegen weiter.

Glocken 1957
Glockenweihe

Nach dem Tod Obmann Karl Zierlers am 13. Jänner 1986 ging die Vereinsführung auf Sepp Schöberl über. Mit der Anschaffung der neuen Vereinsfahne in den Jahren 1992 und 1993 kam diese nach dem Ableben des langjährigen Fahnenoffiziers Peter Leitner in neue, junge Hände, und zwar in jene des späteren Obmannes Johann Klingbacher. Die Fahnenweihe selbst fand im Rahmen eines Bezirkstreffens am 5. und 6. Juni 1993 statt, wobei sich um das Zustandekommen dieser Anschaffung vor allem die zahlreichen Fahnenpatinnen sehr verdient gemacht hatten.

ÖKB Ball 2004

Johann Klingbacher wurde in der Folge auch anderweitig aktiv. 1994 organisierte er einen Volkstanzkurs, in dessen Rahmen auch hervorragende, bis heute bestehende Kontakte zur Katholischen Jugend hergestellt wurden. Gleichzeitig wurde damit der Grundstock für eine Volkstanzgruppe gelegt, die seitdem auch die Kameradschaftsbälle bereichert.

ÖKB Balll 2004

1995 wechselte die Obmannschaft auf Kurt Schmid und gleichzeitig erhielt der Ortsverband nach Jahrzehnten der Unterbrechung mit Josef Feierl wieder einen aktiven Protektor. Die Obmannschaft wechselte hingegen bereits im Jahr 1996 auf Johann Klingbacher, der mit seinem erneuerten Vortand sofort eine rege und vielfältige Tätigkeit entfaltete. Neue Schussmeister wurden ausgebildet, eine neue Trauerfahne angeschafft, im Sommer 1997 das neue Vereinsheim im ehemaligen Raika-Gebäude bezogen. Die Traditionsfahne aus dem Jahr 1925 wurde 1999 renoviert. Dazu kam die Pflege herzlicher Kontakte zu anderen Ortsverbänden und vor allem zu den anderen Vereinen im Pfarrgebiet. Im Jahr 2000 begann der Ortsverband mit seinen Aktivitäten rund im die schrittweise Sanierung der einzelnen Quellfassungen entlang des Quellenweges. Hier machte sich neben den Aktivitäten von Viktor Wagner, Helmut Gleis und Helmut Boschitsch senior insbesondere das Können des heimischen Steinmetzmeisters Johann Klammler bezahlt. Die Traditionen des Kameradschaftsballes, des Bezirksschießens. der Ausflüge, des Frühschoppens, der Unterstützung von Menschen und Vereinigungen, denen es unkompliziert zu helfen gilt, wurde um die alljährliche Teilnahme am Landeswandertag erweitert. Im Jahr 2002 wurde dieser schließlich unter höchsten organisatorischen Anforderungen vom OV St. Radegund ausgerichtet.

Unser Protektor und unsere Fahnenmutter feiern das Fest der diamantenen Hochzeit
Unser Ehrenmitglied Stefan Engelbrecht feiert seinen 100. Geburtstag

Durch das Hochwasser des Jahres 2002 wurde ein guter Kontakt zur Gemeinde und zum Ortsverband St. Radegund in Oberösterreich hergestellt, wo man ebenfalls rasch half.

Durch den Tod des beliebten Pfarrers Monsignore Josef Platzer, selbst Mitglied des Ortsverbandes, kam man 2004 in Form des Militärsuperiors Dechant Mag. Peter Weberhofer zu einem neuen Pfarrer, der sofort in einen intensiven, freundschaftlichen Kontakt mit dem Ortverband trat, dem er im erweiterten Vorstand auch angehört.

Am 26. Juni 2005 wurde das 140jährige Bestehen des ÖKB St. Radegund im Rahmen eines großen Jubiläumsfestes begangen und dazu eine eigene Festschrift aufgelegt.

Fahne
Wandertag

Mit all diesen Aktivitäten gelang es besonders in den letzten Jahrzehnten, die vier Kernbereiche des ÖKB hervorragend abzudecken:

  • Gelebte Kameradschaft
  • Treue zur Heimat
  • Kultur- und Brauchtumspflege sowie
  • Unterstützung von Notwendigem.
Peter Weberhofer